René Clemencic als
Komponist

René Clemencic "In meinen Kompositionen geht
es mir primär nicht um die Herstellung
von Kunstwerken, nicht um Ästhetisches,
sondern um das Wirken der Klänge als
solche in ihrer ursprünglichen Magie."

Werke (Auswahl)

Missa Mundi
Unus Mundus
Drachenkampf
Opus für Flöte und Streicher
Kabbala
Der Berg
Klaviertrio "Jeruschalajim"
Apokalypsis
Reise nach Niniveh
Feuertrunken
Stabat mater
Klaviertio "Das Haus"
Der Schlüssel zum Paradies
Monduntergang

MISSA MUNDI (1981)
Lateinische Messe für 5 Sänger (S, MS, A, T, B), Kirchenchor, Orgel, 3 Trompeten, 4 Posaunen, Streicher, 3 Schlagzeuger
ca. 30 min., Uraufführung: Carinthischer Sommer

Volkstümliche Messe unter Mitwirkung eines einfachen, stets einstimmig singenden Kirchenchors beliebiger Größe. Verwendung der einfachen gregorianischen Melodien aus dem heutigen katholischen Gesangsbuch "Gotteslob". Aus diesen Melodien werden manchmal, durch Verkleinerungen, Vergrößerungen, Krebs, etc. bis zu siebenstimmige Komplexe aufgebaut. Gelegentlich eingesetzte außermusikalische Mittel (Vogelgezwitscher zur Geburt Christi, eine Art "geistlicher Mai" in der Todesstarre des Jahres, Lärm und Geräusche zur Schilderung der "schauerlichen Verwirrung der Natur" angesichts des Todes Gottes, etc.) entsprechen uralten Gebräuchen spontaner Zeiten. Auch singende Gläser kommen zum Erklingen.



UNUS MUNDUS (1986)
Instrumentales Oratorium für Blechbläser, Schlagzeug und Naturgeräusche. 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, 3 Schlagzeuger
ca. 26 min.; Uraufführung: Wroclaw, Festival of Contemporary Music
Introitus - Flores - Meditatio - Cantus Choralis - Coniunctiones - Canon - Coincidentia oppositorum - Mors - BACH - Dithyrambus

Angetönt wird quasi ein Lebensweg, oder ein kosmischer Zyklus, oder auch nur ein einziger Tag vom Aufdämmern bei den Müttern bis zu "Tod und Verklärung". Die Tonbandzuspielungen bringen Elementares wie Luft, Wasser, Feuer. Im Teil "Coincidentia oppositorum", dem überrationalen Zusammenfallen der Gegensätze, ertönen die Stimmen der Vögel, der Luftbewohner, gilt Luft doch, symbolisch und traumhaft, als das Element der Beziehung, des Zueinanderkommens des Gegensätzlichen.



DRACHENKAMPF (1987)
Ballettpantomime. 3 Trompeten, Horn, Posaune, Tuba, 2 Schlagzeuger
ca. 74 min; Uraufführung: Wien, Spectaculum
Creatio hominum, draconum, virginum - Infantia herois - Infantia draconis - Peregrinatio - Heros - Draco - Virgo - Agon - Transformatio - Coniunctio - Extasis - Amen

Akustische Entsprechung eines Hochzeitsrituals, Psycho- oder Kosmogramm der heiligen Einheit der Gegensätze. Äußerlich gesehen spielt sich hier alles in einem märchenhaften Diesseits ab, gleichnishaftes Abbild des Jenseits unserer Innenwelt. So ist alles in uns, und Alles sind wir! Wir sind selbst Drache, Held und Prinzessin.

CD: DRACHENKAMPF (LE COMBAT DU DRAGON) Accord 200232/MU/750



OPUS FÜR FLÖTE UND STREICHER (1991)
Blockflöte (SSS,SS,A,B), Streicher
ca. 25 min; Uraufführung: Menuhin Academy, Blonay
Aller Anfang ist schwer - Die Flöte - Ostinatio - Labyrinth - Die Schaukel - Luft von anderen Planeten - Dionysos

Virtuoses Blockflötenkonzert mit aleatorischen Elementen, rhythmischen Verzahnungen, etc.
Verwendung vieler avantgardistischer neuer Blockflötentechniken wie Akkordspiel, Sputato, Flageolett, etc.



KABBALA (1992)
Oratorium in hebräischer Sprache. 5 Sänger (2 CT, 2 T, B), Zink oder Trompete, 3 Posaunen, 2 Schlagzeuger
ca. 70 min.; Uraufführung: Mittelfest, Cividale
Prophetische Kabbala/Vokalpermutationen mit dem Tetragrammaton - Zimzum - Zehn Sefiroth/10 Gottesnamen - Die 22 heiligen Buchstaben - Meditation über den Anfang und den großen Gottesnamen - Bruch der Gefäße - Prophetische Kabbala/Die 72 Buchstabentriaden - Rückkehr nach vorne/Um Mitternacht/Weckruf - Krieg der Söhne des Lichtes und der Finsternis - Hallelujah/Rückkehr ins himmlische Jerusalem

Die Kabbala, wörtlich "Überlieferung", nämlich Überlieferung von den göttlichen Dingen, ist die jüdische Mystik (G. Sholem). In ihrer tiefsten Tiefe aber geht sie über alles spezifisch Jüdische im herkömmlichen Sinn weit hinaus und spricht vom Menschen als solchem und seinem Weg in der Welt, seiner prinzipiellen "existentiellen Geworfenheit", seinem prinzipiellen Ausgesetztsein (= Exil!), seiner Gottesferne und dem Entferntsein vom eigenen wahren Selbst, von der Selbstwerdung und schließlich der "Rückkehr nach vorne", ins himmlische Jerusalem. Wie wohl keine andere, hat die jüdische Weisheit und Überlieferung alles, was uns zutiefst betrifft, formuliert und ausgesprochen. Die Ursprache Hebräisch, in welcher jeder Buchstabe in wesensmäßiger Einheit zugleich Zahl, Zeichen und Laut ist, ist wie keine andere geeignet uns die Schlüssel zu den Türen des Lebens finden zu lassen. Ihre konkrete Weisheit war in den großen Künstlern und Denkern des Abendlandes fast immer mehr oder weniger lebendig. Die Musik etwa eines J.S. Bach wäre ohne sie undenkbar. Durch verschiedene Arten der Solmisation, bzw. akustische Umsetzung kabbalistischer Zahlenstrukturen, habe ich bei diesem Oratorium mein Klangmaterial weitgehend gefunden, nicht erfunden. Der existentiellen Bedeutung des Textes entsprechend ist der Grundzug des Oratoriums aber zupackend, dramatisch.

CD: KABBALA col legno/WW 1CD 31861



DER BERG (1993)
Kammeroper nach einem Text von Konrad Bayer. 4 Sänger (2 CT, 2 T), 3 Trompeten, 3 Posaunen, Horn, Tuba, 3 Kontrabässe, 3 Schlagzeuger
ca. 70 min. ; Uraufführung: Carinthischer Sommer 2003

INHALT: Zwei Menschen besteigen einen Berg. Eine quasi übergeordnete Instanz beobachtet die beiden und macht dazu teils ironische Kommentare in zenbuddhistischer Art. Die Bergsteiger verlieren sich in Nacht und Nebel. Als sie endlich doch am Ziel sind, wird ihnen bewusst, dass sie hier nicht bleiben können. Ihr Platz und Ort ist die Erde. Sie steigen wieder herab und beschließen, sich "im Wirtshaus zu erfrischen". Das Stück endet mit einem großen JA an die Schöpfung. Der Berg ist die verlorene, weil exteriorisierte Transzendenz. Zwei suchen. Wenn zwei die Transzendenz suchen, ist sie "mitten unter ihnen". Aus der lebendigen geistigen Mitte heraus ist dann jeder Gegensatz hinfällig, in der Einheit aufgehoben. Oben und Unten, Vergangenheit und Zukunft im nulldimensionalen Zentrum zusammenfallend, im "ewigen Nu" vereint. "Und wenn wir gehen, bleiben wir." "Und wir steigen zu Tal, und das Tal ist da und der Gipfel ist da."
INSZENIERUNG: Sie sollte ohne konkrete Darsteller vor sich gehen. Alle Sänger zwar sichtbar, aber nicht wirklich am Geschehen teilnehmend, das durch eine Art Lichtregie gestaltet werden sollte.



KLAVIERTRIO "JERUSCHALAJIM" (1995)
Violine, Violoncello, Klavier
ca. 15 min; Uraufführung: Festival "Wien modern"

Versuch im Rahmen einer Klangmeditation den kabbalistischen Begriff "Jerusalem" (Erscheinen des Wesentlichen in seiner Vollkommenheit, Zentrum des Zentrums des Zentrums), den Begriff der "Dreiheit" und die diese konstituierenden Personen miteinander in Beziehung zu setzen. Die Komposition vollzieht einen Dreischritt: Manifestation der Idee Jerusalem - Konkretisierung der agierenden Personen - Verbindung dieser Elemente und hinweggehender Epilog.



APOKALYPSIS (1995 - 1996)
Oratorium in altgriechischer Sprache. Gesamtvertonung der Offenbarung des Johannes (Neues Testament).
5 Sänger (2 CT, 2T, B), Frauenchor, 3 Trompeten, 5 Posaunen, Horn, Tuba, 7 Kontrabässe, 5 Schlagzeuger
ca. 190 min; Uraufführung: Festival "Wien modern"

Aus der Jahrtausende alten Überlieferung hebräischer und christlicher Mystik ergibt sich ein bestürzender und sehr gegenwärtiger Sinn der prophetischen Offenbarungen des Alten und Neuen Testamentes: es handelt sich stets grundsätzlich um die Ent-hüllung (griechisch Apo-kalypsis) unseres Selbsts, unseres jeweiligen Jetzt! "Der Jüngste Tag ist immer jetzt!" Nach den Geburtswehen und notwendigen Schrecken dieser Selbstwerdung, in der Apokalypse des Johannes sich auf verschiedenen, oft auch quasi ineinandergreifenden Ebenen abspielend, erfolgt die Ganzwerdung, Heiligung, Heilung unseres Selbst, das "Neue Jerusalem". Einheit von Diesseits und Jenseits, Gefühl und Verstand, etc. Apokalypse also nicht in einer unbekannten, fernen, sensationellen Zukunft, sondern hier und jetzt, in unserem Herzen. Die Vertonung versucht mit packenden und dramatischen Rhythmen und Klängen eine sowohl zeitgemäße, wie auch zeitlose Interpretation des gewaltigen Textes zu vermitteln. Neben dramatisch berichtenden, oder auch quasi liturgischen Rezitativen stehen dämonische Lautäußerungen, komplexe mehrstimmige Gebilde, kabbalistische Zahlenproportionen, etc. Im passacagliaartigen Schluss-Amen klingen nahezu alle Themen des gesamten Stückes noch einmal an.

CD: APOKALYPSIS Arte Nova Classics/74321 72115 2



REISE NACH NINIVEH (1999)
Oratorium für Vokalensemble. Nach dem Buch Jonah, 1. und 2. Kapitel, Altes Testament.
12 Sänger (3 S, 3A, 3T, 3B)
ca. 15 min; Uraufführung: Festival "Hörgänge", Wien

Das Buch Jonah als immer aktuelle, weil sich immer abspielende Geschichte des Menschen überhaupt. Das Wasser als Bild des Zeitlichen, das Schiff als Bild des Ich. Ein Buch der Flucht, Flucht vor dem Wesentlichen, aber einer quasi programmierten Flucht, die unser Leben eigentlich erst möglich macht. Der lange Weg zum Ziel nach Hause. Der ständig fliehende und immer wieder zurückkehrende "verlorene Sohn", die sich in die unendliche Vielfalt zersplitternde Einheit, die immer wieder zu sich, ihrem Ursprung, aber in geläuterter Form zurückkehrt.
Der Bibeltext erklingt hier gleichzeitig in mehreren Sprachen, um so seine ganz allgemeine, Nationalitäten übergreifende Bedeutung anklingen zu lassen. In der Ursprache Hebräisch, die allein die zugrundliegende Zahlensymbolik enthält, in Griechisch und Latein als Vertreter unserer abendländischen Bibeltradition, und in meiner Muttersprache Deutsch.



FEUERTRUNKEN/CONCERTO PER ARCHI (2000)
Konzert für Streichorchester (7,7,6,5,4)
ca. 22 min; Uraufführung: Neapel, Caserta

Dreisätziges Streicherkonzert
Längerer erster Teil: Auskosten aller konzertanten Kombinationen, sei es solistisch innerhalb der jeweiligen Gruppe, oder auch im Zusammenspiel der einzelnen Gruppen. 2. Teil: 5 solistische Violoncelli über einem ostinaten Bass der Kontrabässe. 3. Teil: kurzer, virtuoser Epilog.



STABAT MATER (2001)
S, CT, 5 Streicher, 5 Blechbläser
ca. 35 min; Uraufführung: Todi Arte Festival 2001



DAS HAUS (2004)
Klaviertrio
ca. 17 min; Uraufführung: Gmunden 2004



DER SCHLÜSSEL ZUM PARADIES (2004)
S, Violine, Klavier
ca. 20 min



MONDUNTERGANG (2006)
Operelle
S, MS, T, B, Sprechstimme, Vl, Vc, Kb, Fag, Pos, Hr, Querflöte, Piccoloflöte, Perc
ca. 15 min; Uraufführung: Innsbruck - Wien, Feb. 2007



«Zum Seitenanfang»   «Zurück zur Startseite»